Bergische Landeszeitung - Im und vor dem Fernseher

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BLZ vom 16.12.2009

Im und vor dem Fernseher
Seit 20 Jahren zeigen uns die Simpsons unseren Alltag

Von Christoph Mathieu

Bei allen popkulturellen Anspielungen hat die Serie "Die Simpsons" eigentlich nur eine zentrale Aussage: Das Fernsehgerät ist das Lagerfeuer von heute. Wie die Höhlenmenschen, die ihre Sippschaft ums Feuer versammelten, setzt sich die Sippe rund um  – Homer Simpson im Vorspann vor die Glotze. Wie die Zuschauer, die das mit ihren Familien tagtäglich tun, um dem gelben Wahnsinn in der fiktiven US-Kleinstadt Springfield zuzuschauen.
1989 waren die Simpsons zum ersten Mal im Fernsehen auf dem Sender FOX zu sehen - 1991 folgte die deutschsprachige Ausstrahlung im ZDF, seit 1994 sorgen fantastische Zuschauerzahlen dafür, dass der Privatsender Pro Sieben mit der Serie gute Quoten einfährt.
Tatsächlich spielt sich ein Großteil des Familienalltags bei den Simpsons rund um den Fernseher ab. Schon in der ersten Staffel buhlen die Kinder  – Lisa und  – Bart um die Gunst ihrer kleinen Schwester  – Maggie. "Wen von uns beiden hast du lieber?" fragen sie - woraufhin das Baby den Fernseher umarmt. Auch Homer verbringt die Tage lieber vor der glotze aks bei der Arbeit oder in der Kirche.
Daneben reflektiert die Serie das Weltgeschehen und parodiert die moderne Kultur. Springfield ist die ganze Welt als kleines Dorf - hier treffen sich vom  – korrupten Politiker bis zum  – alkoholkranken Barbesucher alle Figuren, die für unsere Gesellschaft stehen.
Das ganze wird vermengt mit Gastauftritten wie  – Ringo Starr oder  – Jack Nicholson - wer es als Trickfilmfigur in eine Simpsons-Episode schafft, hat die Garantie, dass er auch in der echten Welt eine wichtige Rolle spielt. Deshalb schauen Menschen auf der ganzen Welt so gerne zu: Die Simpsons erklären uns unseren Alltag und spielt unsere eigenen Sorgwn wieder.
Immer wieder geht es darum, wie man es schafft, die Familie in schnelllebigen und unsicheren Zeiten zusammen zu halten. Im Simpsons-Kinofilm von 2007 drohte die Familie gar zu zerbrechen - Homer und  – Marge standen kurz vor der Scheidung. Doch egal wie schwer der Frieden im Hause Simpson gefährdet ist: Am Ende haben sich alle wieder lieb, weil sie sich auf die guten alten werte besinnen.
Und den gibt´s nicht im Fernseher sondern im Glauben an Gott - die Simpsons sund wohl die letzte unspießige Fernsehfamilie, die noch regelmäßig in die Kirche geht. So vertritt die Serie auch nach als 21 Staffeln und mehr als 440 Folgen eine wertkonservative Weltansicht, die durch all die Satire und Postmoderne immer wieder durchschimmert. Das unterscheidet sie etwa von der brachialen Comic-Serie "South Park". Auch hier parodiert eine Kleinstadt die westlichen Welt, doch auf moralische Leitwerte wird verzichtet. Die Kinder von South Park demontieren lustvoll die Welt in der wir leben. Das tun die Simpsons auch, doch sie bieten anschließend imer einen Weg auf der Misere an.
Nach 20 Jahren sind die Simpsons fast nicht mehr zeitgemäß. Nicht nur die Klamotten von Bart und seinen Freunden sind 90er-Jahre-Stil: Auch der fernseher ist mit seiner dicken Bildröhre und den Analogantennen nur noch schwer im Wohnzimmer vorstellbar. Andererseits wäre es ein sakrileg, sollten Simpsons-Erfinder Matt Groening und seine Zeichner plötzlich vor einen Flachbildschirm setzen. Denn die Simpsons müssen immer so bleiben, wie sie sind. Wie whl alles was für die guten alten Werte in unserer Gesellschaft steht.
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